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Vor uns erstreckt sich eine kalte Weite. Das Eismeer schwimmt kalt links neben uns. Man kann tiefe Eiskrater sehen, in denen Pinguinfamilien wohnen. Ein einsamer Fischer, in dicke Daunen gehüllt, wandelt leise und langsam zu jedem der Krater. Er hat es allerdings nicht auf die Familien abgesehen, sondern auf Eisfische. Diese Fische wohnen in Eisspalten. Dies ist gleichzeitig das Fatale an der Jagd, denn der Fischer muss sein dafür patentiertes Zinkwerkzeug benutzen, welches die Spalten ausschabt und den Fisch gleichzeitig rausziehen kann. Wir sehen ihn aus der Ferne. Es ist sehr leise. Ich höre nur unsere Schritte. Dennoch spüre ich ein Vibrieren. Ein Vibrieren unter meinen Füßen. Als ich zum Horizont blicke, scheint eine Herde von Wüstenbüffeln uns mit größter Hektik und Gewalt angepeilt zu haben. Es staubt ocker. Ich erkenne, dass dies geistlos ist und entwerfe ein anderes Bild. Ich sehe eine Gruppe Menschen. Es sind Einheimische, die wegrennen. Die Gefahr können wir nicht ausmachen. Wir peilen ebenso das gleiche Ziel an: Schiffe, die auf dem Eisabhang festsitzen. Der Fischer, die Einheimischen und wir rennen mit größter Angst auf die Schiffe zu.
Wir warten dort wie Heilige, die sich in der Kirche vor dem Bösen sicher schätzen. Es ist das unbehaglichste Schweigen. Ein Mädchen ruft: „Wir müssen den Eisfisch fragen!“
Der Eisfisch sagt: „Geht in die Kapelle.“ Vollkommen unüberlegt und ergiebig eilen wir in ein kleines Gebäude; dies besteht aus einem Atrium und einem Heiligenraum. Dieser ist allerdings sehr klein, so dass nur eine Stuhlreihe aufgestellt werden konnte. Wir setzen uns und starren arglos an die Wand vor uns. Es erscheint eine Frauenikone. Sie projiziert sich an die Wand. Es muss die Schutzpatronin sein. Bevor Unruhe ausbricht, fragt das Mädchen: „Ist deine goldene Krone echt?“ Sie begründet ihre Zweifel. Da die Krone mit dieser Frage Aufmerksamkeit erregt hat, starren wir sie alle an. Unerwartet dreht sie sich und ist hell erleuchtet. Die schwarzhaarige Schutzpatronin antwortet: „Kehrt zu den Schiffen zurück, nach einem langen Kampf werdet ihr Gottes Sohn begegnen.“ Bevor sie weiterreden kann, ertönt ein harter Alarm. Es ist das Warnsignal des Dorfes. Über der Tür des Atriums blinkt ein rotes Licht. Ich sehe Mundbewegungen, dennoch fühle ich mich wie taub, da die Sirene alles übertönt. Wir stehen im Vakuum der Stille. Wir rennen wieder. Die Szenerie wechselt zwar, dennoch fliehen wir noch immer. Wir fliegen beinahe die steinernen, breiten Treppen eines Treppenhauses nach oben. Das Geländer erinnert an Jugendstil. Der Rest ist marmoriert. Zwei Mädchen begleiten mich, sie sind, so glaube ich, meine Mitstreiterinnen.
In der nächsten Szene befinden wir uns im Plusmarkt. Zwischendurch muss man uns offenbar einen Wettkampf aufgetragen haben. Die Regale überragen uns wie Mammutbäume. Eine Lichtung in der Einkaufszeile tut sich vor uns auf. Göttlich werden meterhohe Stapel von Getränkekisten angestrahlt. Diese müssen wir fliegend umsetzen. Dem Sieger winkt ein Jüngling. Ich fliege immer wieder um die Kisten, trage sie ab und denke dabei an Homo Faber und Apollo, wie er flog. Ich spiele mit dem Auftrieb. Es stellt sich allerdings schnell heraus, dass ich nicht der Gewinner sein kann, daher segle ich immer wieder im Kreis und anschließend auf den Boden. Jetzt kann ich mich von oben betrachten, ich muss bewusstlos sein. Wieder in meinen Körper zurückgekehrt erblicke ich durch meinen Augenspalt meine dort leibliche Mutter hinter Erdbeeren zum Vorschein kommend. Sie ist sehr alt geworden und sieht aus wie meine Kunstlehrerin, die auch auf mich zukommt: „Das hatte ich schon vermutet.“, betont sie. Beide und andere Kunden sehen mich wissend an. Ich fühle mich gefesselt, starre nur an die Decke, kann nicht aufstehen, ich weiß als einzige nicht, was geschehen ist. Ich sehe nur, dass ich eine mit Rotwein gefüllte Wärmflasche in der rechten Hand halt und denke, es sei Blut. Eine Traumsequenz, in der ich bewusstlos war, wurde mir entfernt sowie meine Gebärmutter.
Ich stehe auf, steige in mein Auto ein, welches neben dem Käse parkte, und fahre durch den Plusmarkt. Ich gebe mein Ticket ab (wie im Parkhaus) und fahre an Verkehrsschildern vorbei, auf denen „Radiohead“ steht. Ich wache auf.
 

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