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Die Stille in der Ferne (postpiktive Stellungnahme)



Facettiert werden die Farben in ihren gemischten Ursprung wieder einsortiert. Sterile schwarze Linien dienen zur klaren Trennung der sich gegenseitig kontrastierenden Farbfelder. Indem die Farben aus den Grundtönen, Blau, Gelb und Rot, und aus den unbunten Tönen, Schwarz und Weiß, gemischt werden, ergibt sich eine Farbpalette, die ein Spektrum vieler Kombinationen ermöglicht. Eine Hautfarbe ist nicht gleich ein Klang in der Farbe. Vom Fleischton ausgenommener Wale, über Curry ähnelndem Ocker-Rosa, bis hin zum Empire-Weiß trägt der Pinsel in einem in sich gegenseitig übergehenden Duktus Farbareale auf.

Im Entstehungsprozess erscheinen Formen voller Inhalt, welcher in der Synthese der Kontraktion und Distraktion der Bildelemente schwebt. Der Inhalt geht dann verloren, wenn die Umrisse die zusammenhängenden Farbflächen zusammenhanglos machen. Er erstarrt in seiner Urform der Idee.

So wirken die Ebenen fixiert, aufgeräumt, konserviert in einem Zaun aus schwarzer Kontur. Der Imperfektionismus als reine Form wird verdrängt und in einen existentiellen Perfektionismus umgewandelt. Die allgegenwärtige Ordnungsmanie wird auf diese Weise festgehalten und ausgelebt.

Das Acryl „Blick in die Welt" (2006) funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Einheitliche Farbabstufungen verleihen ihm ein ausgewogenes Kolorit. Diese geben dem Dargestellten eine fragmentierte Plastizität, die jedoch nur im Gesamten besteht. In jeder einzelnen Fläche fehlt es an Volumen, da jede Abstufung im Farbkontext vermieden wird.

Das polychrome Zusammenspiel aus Weiß, Altrosa, Neurosa, Braun und Schwarz verliert sich in seiner abgegrenzten Form zu einem einzelnen monochromen Farbareal.

Dargestellt ist im linken Bildrand eine fotografierende Person, deren Gesicht durch die Hand, die am Auslöser der schwarzen Kamera mit Teleobjektiv sitzt, verdeckt wird. Der Hintergrund wurde in der weißen Rohform des Leinenkartons belassen. Anfangs erscheint die Absicht der dargestellten Person unverständlich, etwas zu fotografieren, obschon die Umwelt nur weiß zu sein scheint. Doch könnte sich mit einem Blick durch die Kamera eine Welt der grenzenlosen Fantasie eröffnen. Eine ferne Welt in der das durch Linien Separierte zu einem Ganzen vertiert. Dem Betrachter wird der Wunsch vermittelt, diese Welt kennen zu lernen, obwohl er sich in jener diesseitig befindet. Er hat sich in das perfektionistisch Facettierte durch das Betrachten so integriert, dass er seine gegenwärtige Rolle in der Gesellschaft aus den Augen verloren und sich in eine selbst in Farbfelder aufgeteilte Rolle eingelebt hat. Er sehnt sich nach der Stille in der Ferne.
Cut1977 meinte am 19. Mär, 17:48:
Die Hand wie in „Leere Welt“, ein ZDF-Fernsehfilm, den ich mit sieben oder acht Jahren gesehen habe, in dem es um ein Virus ging, der die Menschen rasend schnell altern ließ. Drei Jugendliche, zwei Mädchen und ein Junge, die auf der Flucht durch eine leere Welt sind, und dann kommt der Junge eines Morgens in das Zimmer des einen Mädchens und sieht eine verrunzelte Hand unter der Bettdecke hervorlugen, und er weiß, dass das Virus sie auch erwischt hat. Bei dem Bild das gleiche Gefühl. Die Hand sieht alt aus, hält aber mit ihrem Handeln einen Moment für Ewigkeiten fest. Mit dem Fotoapparat. 
 

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