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Ich habe den Weg zur Wissenschaft gemacht wie Hunde, die mit ihren Herren spazierengehen, hundertmal dasselbe vorwärts und rückwärts, und als ich ankam, war ich müde.

Ich habe den Weg zur Kunst gemacht wie Hunde, die mit ihren Herren spazierengehen, hundertmal dasselbe vorwärts und rückwärts, und als ich ankam, war ich müde.

Ich habe den Weg zum Denken gemacht wie Hunde, die mit ihren Herren spazierengehen, hundertmal dasselbe vorwärts und rückwärts, und als ich ankam, war ich müde.

...

[Beinahe laufe ich gegen ein Auto. Imaginär starte ich meine Raucherkarriere. [Es ist der 30. November] Ich mag diesen Tag nicht. Ich fühle mich wie auf einer Skipiste. Weimar liegt in Luftschnee. Es gibt Voyeure, Seelenvoyeure und es gibt Seelenexponenten. Ich hasse diesen Tag oberflächlich, auf andere Weise, auf lamentierende Weise liebe ich ihn wahrscheinlich. In jedem Ding ein Orakel sehen. Ich schwimme im Schwarm von Grundschulfischen. Live-Übertragung der Globalisierungswärme. Sie wirkt nicht siebenundzwanzig seiend. Ich werde Kunstwerkeverbesserer. Auf dem Heimweg fliegen zweihundert Raben über meinen Kopf.]

Das Gehirn offline setzen

Auf der Hinfahrt denke ich darüber nach, dass seine Haare schöner sind als die seines persönlichkeitgestörten Freundes.
Auf der Rückfahrt werde ich von ihm angepöbelt und male mir aus, von ihm und seinen Freunden zusammengeschlagen zu werden.

[Jeden Morgen sammle ich Bilder, heute ist es Stickstoff. Weimar ist erstarrt in einer Stickstoffwolke, so kann es passieren, dass der Daumen abbricht. Und bei der Einreise? Dann wird es warm sein, so wie jeden Tag.]

Die zwölfköpfige Hydra wird Herrin über den Raum, er ist verdichtet mit Gipsstaub. Eine Schlafstadt aus Ton, man kann Deutschlands Bundeskanzlerin als froh kolorierte Matrjoschka kaufen. Sie wird in etwa sechsunddreißig Regalen platziert werden, zehn in Weimars Lebensradius, zwei werden nach Australien importiert werden und vierzehn in den Torso Europas. Fünf von ihnen werden an der Schulter Amerikas schlechter Seite altern, jedoch nicht auffallend. Zwei große Birken wurzeln in der Nähe von allem. Es ist alles, was das Nichts verdrängt. In meinem Kopf wird das Busballett aufgeführt, nächtliche Träume sind Inhalt der Worte, sechs Stunden zu spät. Ich höre die gedämpften Laute des Weihnachtsmarktes durch den Schaumstoff meiner Kopfhörer. Es ist ein Bronzetag, es ist ein Weimartag, es ist der Tag, an dem ich ein Rezept bekam.

Weimar am Morgen, Weimar wacht nicht auf. Von oben schläft es immer, es liegt in einem Meer aus Luftstaub, holt Luft und atmet immer gleichmäßig. Das Rauschen kennt Öffnungszeiten so wenig wie Ozeane. Die Farben sind blau, es herrscht nur Luftperspektive, sonst nichts, sich gegenseitig kürzend. Dennoch blinkt es manchmal, es blinkt orangefarben. Die Nase des Studentenwohnheims ist lang, sie ist voller Narben und sticht aus dem Luftstaub einen dicken, bewegten Wirbel heraus. Das ist Weimar am Morgen. Und in Venedig? In Venedig wacht der Taubenwind. So, wie über der Steube.

Shostakovich begleitet meinen Tag. Geräucherte Fische, wackelnde Menschen im Bus. Vor meinen Augen sehe ich einen Filmausschnitt, in dem die Alltagsgeräusche des Busses, lachender Kinder, erzählender Frauen mit der in meinen Ohren tönenden Musik vertauscht werden. Es entstehen gefühlsgeleitete Figuren. Ich finde meine Fahrkarte nicht. Eine verwirrte Gestalt taucht auf, sie raucht, sie trägt die gleiche Jacke wie immer. Sie scheint in Modehäusern zu schlafen. Sie begegnet oft. Sie schlägt die Asche ihrer Zigarette auf den Boden, der sich langsam auf den Weihnachtsmarkt vorbereitet. Silikoneigener Geruch liegt in der Luft, man kann es nicht übersehen, überriechen. Ich lege meine Nasen zu den anderen. Die Parkhöhle hat geschlossen. Alles andere ist weiterhin offen, es entstehen Kuchen. Shostakovich beendet meinen Tag. Während ich auf den neuen Schleiernebel Weimars schaue, verlieren sich die wackelnden Menschen im nebensächlichen Gewühl des Tages, eines guten Tages.

[Ich markiere mein ungläubiges Schicksal mit Grün.]

Sich asketisch zurücknehmen bis zum Grade der umgekehrten Askese bei einem Gegenüber.

 

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